Nachher ist man immer schlauer. Die seltsame Tic Tac Toe-Grafik, die das Team vom Dienstagstreff als Logo der diesjährigen Bunkerparty verwendet hatte, war letztlich ein deutlicher Hinweis auf das Party-Thema: WarGames! Nicht dass der Bunker in Werne einem thermonuklearen Krieg heile überstehen würde, aber irgendwie ist er schon ein perfekt zum Thema passendes Gemäuer.
Im Partyraum war eine (C64-gesteuerte) DefCon-Anzeige und ein passendes Rednerpult installiert. Zudem konnte man dort einen Nachbau des NORAD-Rechners WOPR (War Operation Plan Response) bewundern. Im zweiten Stockwerk gab es auch noch eine Atomrakete, jedenfalls ein Teil davon. Den dazugehörigen Atomsprengkopf hatte man wohl aus Sicherheitsgründen, für neugierige Partygäste unzugänglich, hinter verschlossenen Türen aufbewahrt.
War der WOPR die Ursache für diverse Hardwareprobleme auf der Bunkerparty?
Doch das alles wußte ich noch nicht, als ich am Freitag Abend gegen halb Sieben mit leicht staubedingter Verspätung den Bunker betrat und schwitzend mein Equipment drei Stockwerke hoch bis unter das Dach schleppte. Unglücklicherweise wurden nach oben hin nicht nur die Kisten (gefühlt) schwerer, sondern auch die Temperaturwerte deutlich höher. Leider war nach dem Schleppen immer noch nicht an’s Vergnügen zu denken.
Aus Zeitmangel war der vorgesehene Schlafraum nur ausgefegt worden. Eine kurze Überprüfung zeigte, dass der Drecklevel eindeutig inakzeptabel war. Die Suche nach einem Staubsauger ergab dann allerdings, dass das offenbar letzte im Bunker verfügbare funktionierende Exemplar von jemandem, den wir hier nicht namentlich nennen wollen, in einen Antriebsmotor für einen Seilzug umgebaut worden war, um damit Dachlatten für die Renovierung des Bunkerdachs hochzuziehen. (Dass die keiner hochtragen wollte, kann ich nach der eigenen Kistenschlepperei nur zu gut verstehen.) Leider hatte man vergessen, diesen behelfsmäßigen Umbau wieder Rückgängig zu machen. Ich habe dann gefühlte zwei Stunden den Boden gewischt. Erst einmal, dann noch einmal und ein drittes Mal. Bis zuletzt rann beim Auswringen schwarze Brühe aus dem Wischlappen. Trotzdem ist zu vermuten, dass der Raum seit 1945 nicht mehr einen so sauberen Fußboden hatte. Weiterhin „gefährlich“ waren jedoch die vollgestaubten Wände. Wer denen zu nahe kam, wurde gründlich eingepudert.
Nach der wilden Putzorgie begann dann endlich auch für mich die Bunkerparty 2012. Mein diesjähriger Partybeitrag sollte ein keines Spielchen werden, eine C64-Umsetzung meines CBM-Spiels Canyon Bomber. Ziel war ein Reengineering des Assemblercodes und Anpassung des BASIC-Hauptprogramms, Erstellung eines passenden Zeichensatzes, Erweiterung des Codes zur ruckelfreien Darstellung sowie Hinzufügen von Farbe und Geräuscheffekten.
Um es vorweg zu verraten: Trotz wenig Schlaf und konzentrierter Arbeit, ist es gerade mal gelungen das Ding irgendwie zum Laufen zu bekommen. An Funktionserweiterungen war nicht zu denken. Eine Teilschuld trägt dabei auch mein (jetzt: ehemaliger) Lieblingsrechner, der sich, kaum aufgebaut, in einem Dauerreset festgefraß. Zum Glück hatte ich noch einen Ersatzrechner dabei. Allerdings war das nur ein „nackter“ C128-Türkeil und ohne meinen C128 D stand ich plötzlich auch ohne echte Floppy da.
Der Samstag drehte sich nicht nur um die Fertigstellung der Beiträge für die Mixed-Compo, sondern auch um die Lösung des Bunkerrätsels. Um das Lösungswort zu ermitteln, mussten nicht nur bestimmte Orte und Objekte im Bunker gefunden und Buchstaben ermittelt werden, nein, es galt zudem – passend zum Party-Thema -, eine geheimnisvolle BBS zu knachen und ihr eine wichtige Zahlenkombination zu entreißen.
Aufgrund technischer Probleme, die auch mindestens einen defekten C64 verursachten, verschob sich die Präsentation der Compo-Beiträge von geplant 22.30h auf halb Eins. Immer live dabei waren auch bis zu 46 Höhrer aus 16 Nationen vom Internetradiosender SceneSat. Toby44 moderierte live von der Bunkerparty, kommentierte die Einreichungen und führte ein Interview mit Dead Packman. Den Stream kann man sich jederzeit über die reLive-Funktion anhören. Später wird es das ganze noch auch als Download-Datei im Archiv geben. Nach einem zweiten Durchlauf der insgesamt sieben Releases ging es dann an die Bewertung. Es galt, jeweils zwischen ein und acht Bits respektive Punkte zu vergeben. Damit wurde das Problem umgangen eine absolute persönliche Rangfolge festlegen zu müssen, denn es ist nunmal schwer möglich eine Demo mit einer Grafik oder Musiksammlung zu vergleichen.
So sehen Sieger aus! Für jeden Teilnehmer gab es einen Preis.
Noch in der Nacht wurde eine erste Auswertung durchgeführt. Das zum Teil knappe Ergebnis wurde jedoch erst nach nochmaliger Prüfung am nächsten Tag verkündet. Als es am Sonntag zur Preisvergabe kam, es gab Gutscheine für Produkte von Protovision zu gewinnen (der Internet-Shop öffnet demnächst wieder), war letztlich der erste Platz keine große Überraschung. Mit großem Punkteabstand gewann Spider Jerusalem mit der Demo „Love Hate Haselnuß“. Nachdem meine Grusel-Grafik bei der Bunkerparty 2010 verdient nur den letzten Rang belegt hatte, war mein diesjähriges kleines Spielchen deutlich erfolgreicher. Mit Platz vier von sieben immerhin eine gute Mittelfeldplazierung.
Die Compo-Beiträge sind auch schon, Dank geht hier an TheRyk, in der CSDB zu finden.
Bilder von der Party finden sich im Album auf C128.Net
Danke für den Partybericht und die Fotos!
Immer wieder gern 😉