Ein Tag auf der Classic Computing 2014

Wenn der Herbst ins Land einzieht, die Tage kürzer werden und es abends im Biergarten einfach zu kalt wird, ist das für viele der Zeitpunkt sich mal wieder mehr mit ihrem Computerhobby zu befassen. So kommt es sicher nicht von ungefähr dass auch die Classic Computing (CC) im Herbst und nicht im Hochsommer stattfindet. Dieses Jahr führte der Weg in die Stadthalle von Schönau im Odenwald, ein kleines Städtchen in der Nähe von Heidelberg.

Da ich mich erst kurzfristig entschieden hatte zur CC zu fahren, wollte ich diesmal nur genießen und hatte außer meinem Fotoapparat kein weiteres technisches Equipment dabei. So brauchte ich am Samstag (also gestern) auch nicht allzu früh aufzustehen, um rechtzeitig zum Aufbau vor Ort zu sein.

Irrungen und Wirrungen

Nachdem ich mich durch den Odenwald und um zwei Straßensperrungen herum gekämpft hatte, erreichte ich gegen Mittag die Stadthalle. Dort musste ich erfahren, dass der lauschige Satz auf der Anmeldeseite zur CC 2014: „Parken: Direkt hinter der Halle“ entweder mißverständlich formuliert oder einfach nur von der letztjährigen CC übriggeblieben war, denn hinter der Halle lagen zur einen Seite Privatgrundstücke, deren Eigentümer sicherlich keine Autos in ihren Vorgärten stehen haben wollten, und zur anderen Seite ein Edeka-Markt. Dieser hatte zwar einen großen Parkplatz aber auch ein Schild mit dem Hinweis, dass bei unberechtigtem Parken nach zwei Stunden abgeschleppt wird. Ich habe mir dann trotzdem einen Platz in der hintersten Ecke gesucht. No risk no fun!

Die üblichen Verdächtigen

Vor und in der Halle waren die üblichen Verdächtigen versammelt und dank der Namensschildchen auch prinzipiell identifizierbar, „kennt“ man sich doch oft nur aus dem Vereinsforum oder dem Forum64. Nach einem ersten Rundgang wurde deutlich, dass einfach zu wenige C128 vertreten waren. Ein Zustand dem zukünftig dringend abgeholfen werden sollte. Neben C64 waren vor allem Atari und Amiga stark vertreten.

Ein Walker, aber kein Johnnie

Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Amiga-Prototyp von 1996, der Walker. Von diesem wurden nur zwei Exemplare angefertigt. Petro Tyschtschenko hatte seinen mitgebracht. Das Gerät, bis vor kurzem noch ein totes Anschauungsstück, war durch Reparaturen auf der letzten DoReCo und hier auf der CC wieder zur vollen Funktionsfähigkeit gebracht worden. Am frühen Nachmittag plauderte Petro vor vollbesetzten Stuhlreihen im Vortragsforum „Über meine Commodore, Amiga und EScom Zeit und danach von 1982 bis heute“ und hatte auch seine gedruckte AutobiographieMeine Erinnerungen an Commodore und den Amiga“ dabei, die man als handsigniertes Exemplar erwerben konnte.

Und noch mehr Vorträge…

Im Forum ging es dann Schlag auf Schlag weiter mit interessanten Vorträgen. Guy (ntrs_france) sprach über den Ort der kommenden Classic Computing 2015  „Thionville (Lothringen) und die französische Retroszene“. Dann erklärte theart01 „Warum der Apple III der bessere PC hätten werden können, trotzdem aber keine Chance gegen IBM hatte“ und Raphael Vogt stellte „No One’s Space – einen 2D-Science-Fiction-Shooter“ vor. Den Abschluss bildete Senil Data Systems mit einem Beitrag zu „Homebrew-Spiele für PET und NES“ (und er präsentierte auch das allerkleinste Pong-Spiel der Welt).

Bilder und Bücher

Nachdem ich die interessantesten Rechner von allen Seiten abgelichtet (die Bilder sind hier zu finden), die Kollegen von der PET-Reparaturfraktion mit neugierigen Blicken beäugt und Peter Sieg zu seinen mitgebrachten Publikationen mit Fragen gelöchert hatte (den Klassiker Commodore-Hardware-Retrocomputing gibt’s jetzt in bunt und Retro-Computing Simulation – Emulation – Projekte ist relativ neu), war es Zeit für die Jahreshauptversammlung (JHV) des Vereins zum Erhalt klassischer Computer e.V. (VzEkC).

Classic Computing 2015 und 2016

Die JHV, womöglich die bestbesuchte aller Zeiten, verlief kurz und schmerzlos. Wichtigste Punkte waren die Veranstaltungsorte und Termine der kommenden Classic Computing Veranstaltungen. Durch die Zusammenarbeit mit französischen Retrofreunden wird die CC 2015 am 3. und 4. Oktober in Thionville (s.o.) stattfinden. Auch für das darauffolgende Jahr stehen Zeit und Ort bereits fest. Zehn Jahre nach der legendären Veranstaltung in Nordhorn will man dort am 17 und 18 September 2016 in der alten Weberei ein richtig großes Event aufziehen. Hardwarehändler aus ganz Europa und hoffentlich viele Aussteller und Besucher werden erwartet.

Computerschrott und Kostbarkeiten

Der Höhepunkt des Tages war nach der Sitzung die Versteigerung von Sachspenden (Computer, Peripheriegeräte, Zeitungen, Bücher und Zubehör), die dem Verein zugegangen waren und nun neue Besitzer suchten. Da der Erlös dem Verein zugute kommt waren die Bieter nicht knickerich. Doch während ein großer Stapel Atari Trak-Balls (originalverpackt) schnell an viele neue Liebhaber abgegeben werden konnte und sich um einige schöne Stücke mehrere Bieter stritten, gab es auch das eine oder andere weniger begehrte Objekte wie PC-Röhrenmonitore und Nadeldrucker. So kam es, dass die gesuchteste Rarität an diesem Abend, ein SX64, in einem alles-oder-nichts-Paket zusammen mit einem PC samt Zubehör versteigert wurde.

Da mein Keller schon sehr voll ist, habe ich der Versuchung, mich um den SX64 zu bemühen, widerstanden und mich mit Atari Trak-Balls (fünf Kartons, man weiß ja nie…) und einer großen Schatzkiste (?) mit C64-Zubehör begnügt. All das schleppte ich nachts zu meinem Auto, das (Danke Edeka!) noch immer an seinem Platz stand und machte mich durch die kühle Herbstnacht auf den Heimweg.

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2 Antworten zu Ein Tag auf der Classic Computing 2014

  1. ThomBraxton sagt:

    Hallo WTE,

    ich vermisse die regelmäßigen Neuigkeiten hier auf Deiner Seite. Ist zu lange still hier! Läuft in Sachen C128 und Co. nicht mehr so viel?

    Liebe Grüße!
    ThomBraxton

  2. wte sagt:

    Ich auch…. Bin halt ein fauler Sack. 🙁

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