Auch wenn die neue RETRO #32 (GO64! 07-09/2014) jetzt schon zwei Wochen alt ist, will ich trotzdem ein paar Sätze darüber verlieren. Zwangsläufig fällte einem da zuerst das quitschgelbe Cover auf, das mir – selbst für ein Retro-Magazin – viel zu retromäßig daherkommt und mich irgendwie an eine Schülerzeitung aus meiner inzwischen weit, weit zurückliegenden Jugend erinnert. Dieses Gelb zieht sich dann (immerhin konsequent) durch das ganze Hauptthema: „Serious Games“ („Ernsthafte Spiele“), das, nach Interpretation der Redaktion, den ernsten (realweltlichen) Inhalten oder Hintergründen von Computerspielen nachspürt.
Wie uns ein schneller Blick in den Terminkalender auf Seite 5 offenbart, hatte die RETRO mal wieder Verspätung. Da würde ich doch empfehlen, den Kalender von vornherein mit entsprechend Luft zu planen, dann merkt das wenigstens keiner … Insgesamt hat sich das Warten aber gelohnt.
Das für mich erfreuliche Gesamtbild des Hefts besteht in der Themenmischung, die diesmal auch wieder die 8-Bit-Hardwareseite berücksichtigt. Das beginnt mit einem kurzen Hinweis auf den Adapter MP32C64, der den Anschluß eines MP3-Players als „Datenrecorder“ (nur abspielen, keine Aufnahme) am Datasettenanschluß erlaubt. Dann folgt ein längerer Bericht über das ebenfalls am Cassettenport anzuschließende Cassiopei. Hier dient ein 8 MB Fashspeicher zur Ablage von TAP-Images. Ein Menüsystem erleichtert das Suchen und Laden der gewünschten Files. Beide Lösungen unterstützen neben C64 und C128 auch VC20 und die PET/CBM-Geräte.
Und dann gibt es noch einen sechsseitiger Abriss über „Multi-ROMs und SD-Karten-Module für Homecomputer„. Wobei SD-Karten-Speicherlösungen keineswegs immer Module sein müssen. Diese Zusammen- und Gegenüberstellung von Speicherlösungen für verschiedene Computersysteme ist grundsätzlich lobenswert, jedoch – und das trübt leider etwas den sonst guten Eindruck – haben sich bei der Beschreibung des SD2IEC für den IEC-Bus der Commodore-Rechner reichlich grobe Mißverständnisse bzw. mißverständliche Formulierungen eingeschlichen (was im Forum64 auch schon diskutiert wurde), die sich auch nicht mit der vertständlicherweise eng begrenzten Textmenge erklären lassen. Die Vielfalt der SD2IEC-Varianten blieb ebenso unberücksichtigt wie die Tatsache, dass es eben kein Modul ist. Aber das wird dann wohl in der nächsten Ausgabe klargestellt.
Gefreut hat mich auch die Erwähnung von „Saggitarius“ in der Rubrik „Angespielt“. Ein schönes SF-Spiel von Eway 10 Software für den C64. Da das Spiel schon seit Dezember 2013 verfügbar ist, könnte man ja jetzt meckern, warum es so lange dauert, bis es in der RETRO steht, aber das lasse ich lieber, denn ich habe es hier selber im Schrank stehen (gleich neben der Eway Games Compilation) und habe es bisher nicht geschafft hier im Blog auch nur eine einzige Zeile Text dazu zu verfassen (obwohl ich es mir vorgenommen hatte).
Um zum Titelthema zurückzukommen: Interessant fand ich vor allem den Beitrag zu den zellulären Automaten mit einem Beispielprogramm (Game of Life) in BASIC, die Geschichte über die Mondlandung mit dem Analogcomputer und natürlich alles rund um Zensur (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften BPjS, jetzt BPjM). Schon wirklich lächerlich, was man da für Probleme aufgeworfen hat wegen ein paar roten Pixeln. Fazit: Eine wirklich lesenswerte Ausgabe. Weiter so!